Italien. Das Land, wo die Zitronen blühen. Sehnsuchtsort romantischer Maler und Dichter. Was liegt da näher, als dieses Land genauso abzulichten: pittoresk eben. Also habe ich meine moderne Digitalkamera mit einem rund 150 Jahre alten Petzval-Objektiv ausgestattet, das bestenfalls mittig scharf abbildet und die Lichter romantisch überstrahlen lässt. Hier seht ihr, was dabei herausgekommen ist. Aber Achtung: Kitschalarm! (Hinweis: Alle »Effekte« sind nicht auf Bildbearbeitung, sondern ausschließlich auf das Objektiv zurückzuführen.)

Am westlichen Ufer des Lago d´Iseo am Rande von Tavernola Bergamasca wird seit Anfang des 20. Jahr­hun­derts aus dem Gestein des Monte Saresano Kalk und Zement hergestellt. Der erste Ofen zur Herstellung von Portland-Zement entstand dort im Jahr 1910. Zwischen 1914 und 1935 erweiterte der Lombardische Un­ter­neh­mer Federico Milesi die Zementproduktion um zwei weitere Werke. Eines der beiden ist bis heute aktiv und wird von einem namhaften Zementhersteller betrieben. Das andere Werk steht seit Jahrzehnten still, wird teils als Lagerraum genutzt oder ist dem Verfall preisgegeben.

Ich habe nochmal ein wenig recherchiert: Auf dem historischen Fotos 2 (= Foto 67) und 3 ist nicht das von mir do­ku­men­tier­te Werk zu sehen! Die beiden Aufnahmen 65 und 66 zeigen das recht deutlich.

Von dem Zementwerk links (1) existieren heute noch die Zwillingskamine. Dort, wo heute die noch betriebene Fabrik (2) steht, befand sich damals ein Werk mit drei Schornsteinen, die es nicht mehr gibt. Dies sind ver­mut­lich die beiden Zementfabriken, die Federico Milesi zwischen 1914 und 1935 hat errichten lassen. Auf dem mitt­le­ren Werk (2) war damals sein Name zu lesen (Bild 68).

Das von mir dokumentierte Werk (3) ist vermutlich das älteste von den dreien. (Von dem ich leider kein his­to­ri­sches Foto gefunden habe.) Im Jahr 1902 auf Initiative von Bernardo Sina errichtet, wurde es ursprünglich für die Herstellung von Hydraulikkalk als Baustoff genutzt. 1910 ist das Werk dann um einen Zementofen er­wei­tert wor­den. 1964 fusionierten die Firmen Sina und Milesi zur Adriasebina Cementi. Ob zu der Zeit das Werk (3) noch be­trie­ben wurde, weiß ich nicht. Eigentlich müsste ich nun meine Überschrift in Cementificio Bernardo Sina ändern. Ich lasse aber alles wie es ist.