Ich fotografiere – nachweislich! – seit meinem fünften Lebensjahr. Damals hat mein Vater auf der alten Agfa Billy (ich habe sie immer noch) zwar noch Zeit und Blende eingestellt, aber ich habe die Kamera gerade gehalten und den Auslöser gefunden.
Ich habe Chemie und Physik studiert. Bis heute ist die Naturwissenschaft für mich die verstandesmäßige Beschäftigung mit der Welt; der Versuch, Phänomene wie Licht, Zeit und Materie objektiv zu beschreiben. Die Fotografie erlaubt mir, mich mit der Welt emotional zu beschäftigen; Dinge, Situationen, Landschaften und Perspektiven aufzuspüren, die vielleicht nicht so offensichtlich sind, und subjektiv darzustellen. Das mag viele wundern, halten sie doch die Fotografie für eine objektive Wiedergabe der Dinge. Das ist sie nicht! Jedes Foto ist ein Ausschnitt aus Raum und Zeit, und allein der entspringt der subjektiven Auswahl und Betrachtung des Fotografen. Hinzu kommt eine Reihe von Gestaltungsmöglichkeiten (damit meine ich nicht die digitale Bearbeitung), die, wenn man sie einzusetzen weiß, aus einer Aufnahme wirklich ein höchst subjektives Werk machen können.
Ich habe über gut zwei Jahrzehnte nahezu ausschließlich analog und schwarzweiß fotografiert (obwohl ich aufgrund grafischer Tätigkeiten der digitalen Bildbearbeitung durchaus mächtig bin). Die Negativformate steigerten sich von Kleinbild über 6x7-Mittelformat bis zum Großformat 13x18 cm. Im gleichen Maße wuchs das Gewicht der Ausrüstung. Meine Lieblingskamera ist bis heute eine Linhof Technika 13x18 mit fünfeinhalb Kilo Gewicht ohne Objektiv!
Ich habe mich lange gesträubt, dann aber doch auch der Digitalfotografie zugewendet. Das liegt zum einen daran, dass der Markt für analoges Fotomaterial sich immer stärker einschränkt und die Qualität der digitalen Materialien besser wird, so dass ein gut ausgearbeiteter Digiprint einem hochwertigen Handabzug nicht mehr nachsteht. Zum anderen aber hat sich die Tür zur Farbfotografie für mich wieder geöffnet. Die eigene Herstellung von Farbfotos im Labor hat doch einen arg hohen Frustfaktor.
Trotzdem: Die Analogfotografie bleibt für mich die Königsdisziplin.
Sie ist einfach haptischer und sinnlicher, sowohl in der Arbeitsweise als
auch im Ergebnis. Außerdem gefällt mir die Vorstellung, dass
auf mein Negativ wirklich einmal das Licht des Motives gefallen
ist; es ist ein echtes Original. Bei der Digitalfotografie
habe ich immer das Gefühl, es nur mit Kopien zu tun zu haben. Und doch
hat sie meine Bandbreite und Gestaltungsmöglichkeiten erweitert.
Einen Artikel über meine Arbeit und mich in der NRZ vom 17.12.2009 finden
Sie hier.